ADHS und Asperger
- Joana
- 11. Aug. 2015
- 2 Min. Lesezeit

Mein Sohn ist nicht so der Mathefan. Er liest lieber. Comics. Er kann stundenlang lesen mit seinen 8 Jahren. Ist auch kein Wunder. Die Bücher sind eine Welt, in die er sich flüchtet.
Flüchten? Wovor? Ja, vor mir zum Beispiel, seiner Mutter. Ich möchte, dass er das 1x1 perfekt beherrscht. Und zwar nicht nur beim Test. Sondern für's Leben.
Ich will das nicht ohne Grund. Ich denke mir, wenn er das 1x1 kann, wird er die Arbeitsblätter schneller ausfüllen können, die sind für ihn Horror und er quält sich arg damit ab. Besonders, da ihm das 1x1 noch nicht so leicht fällt.
Er hat täglich Unmengen Frust. Sein ADHS und der Aspi in ihm stoßen ständig an. An Gläser, Kanten, die eigenen Füße, an Regeln, Gepflogenheiten, Erwartungen. Armer Junge.
Ich möchte ihm wenigstens diesen Teil des Lebens erleichtern. Aber das geht nicht so einfach. Nicht so wie bei "normalen" Kindern.
Ja, liebe Eltern mit "normalen" Kindern, ich beneide euch.
Ich stelle mir vor, wie ihr euer Grundschulkind an den Küchentisch bittet und dort übt ihr friedlich das Einmaleins. Die Mama stellt die Aufgabe, Sohn oder Tochter sagen nach kurzer Überlegung die Antwort. Die Minuten vergehen. Ihr habt schon 15 Aufgaben geschafft, Zeit für die versprochene Pause. Ein Glas Milch trinken, ein bisschen Plaudern. Nun noch ein paar neue Aufgaben aufsagen und fertig für Heute.
Vielleicht habt ihr mit euren Kindern auch ein 1x1-Memory gebastelt oder Lernkarten? Vielleicht backt ihr Plätzchen und rechnet, wie viele auf dem Blech sind. Vielleicht habt ihr ein schönes buntes Arbeitsheft, das viele Aufgaben zum 1x1 bereit hält.
Tja, wisst ihr, ich gewinne die Aufmerksamkeit meines Sohnes erfahrungsgemäß für drei bis fünf Minuten. Ja, so ist das. Was macht man in fünf Minuten? Basteln? Leon hat zwei linke Hände. Arbeitsblätter? Lösen Flucht aus. Kacheln im Bad zählen? Welche Kacheln? Da sind doch andere Dinge viel spannender! Aufgaben mündlich stellen? Nach der zweiten steigt er aus...und ich auch!
Es gibt tolle 1x1 Lernspiele bei Amazon zu kaufen, ich täte es so gern. Nur leider muss ich davon ausgehen, dass die Anschaffung nach einem Tag kaputt ist, verbummelt, verschenkt...hoffnungslos.
Nachdem alle Möglichkeiten, die motorische Geschicklichkeit oder längere Aufmerksamkeitsspannen erfordern, wegfallen, bleibt noch: der AppStore! Was ich da gefunden habe, könnt ihr hier lesen.
Ich bin kein Freund davon, Kinder vor dem Fernseher oder am Handy etc. abzusetzen. Leon schaut nie fern (außer er ist bei seinen Großeltern), hat kein eigenes Handy. Ich lasse ihn 30 Minuten am Tag auf meinem Tablet spielen und das war's.
Er liebt Handys, Tablets und Computer. Da kann er sich auch länger als 5 Minuten konzentrieren. Komisch. Ist wahrscheinlich ähnlich wie bei den Büchern. Er kann die Welt um sich herum komplett ausblenden und hat damit nicht diese ständige Reizüberflutung, die ihm so zu schaffen macht.
Versteht ihr, dass es für mich auf der Hand liegt, eine App für meinen Sohn zu nutzen? Ich wäre viel lieber keine solche Rabenmutter, aber ich kann einfach nicht Leons Ergotherapeutin sein. Ich habe viele andere Sorgen. Alltagssorgen. Und ... bin ja auch nicht anders als mein Sohn...
Tschüss! Joana
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